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02.08.2019, 11.00

Liäbi Schwiiz

Miär gratuliäred diär ganz härzlich zum Nationalfiirtig.

Eigentli fiired miär Dich hüt als 728-jährigi Eidgenosseschaft, aber miär dörfed dich au beglückwuünsche zu 171 Jahr als föderalistisches, republikanisches, säkularisiärts, sozials und demokratisches Staatsgebilde.

Miär sind hiä, will miär Dich als Heimat sehr schätzid, aber au als fortschrittlichs und genauso traditionsbewussts Land, das scho immer sini Bürger i d’Sälbschtverantwortig gno hät, demit sie wüssed und merked, dass s’Gmeinwesä – i welere Art au immer – sich am beschte chan entfallte, wänn mer:

  • Randgruppe nöd vergisst,
  • Friheite, Rächt und Eigetum vo de Nöchschte respektiärt,
  • Kompromiss tuet iigah,
  • und sich für d’Allgmeinheit engagiärt.

Ja, liäbi Schwiiz: dis Vertraue i dini Bevölkerig isch würkli gross, und sälbschtredend müänd miär üs das Vertraue immer wider verdiäne. Dank de i de Bundesverfassig garantiärte Gmeindautonomie häsch du vili Kompetänze nach abe delegiärt und Gmeinde chönd und dörfed drum i villne Beriich sälbständig und unabhängig über ihri eigenä Aglägeheite bestimme, das ganz im Sinn vo de diräkte und repräsentative Demokratie. Au euse Kanton schützt umfassend diä Gemeindautonomie. I sinere Verfassig zellt sie diä Gmeinde namentlich uf und beschribt, für was sie zuständig sölled si. Und miär hiä z’Unterägeri setzed das dänn au um mit üsne vier Gmeinde: de Iiwohner-, de Bürger-, de Korporations- und de Chilegmeind. Und wiä miär wüssed, laht sich üse Kanton diä Gmeindautonomie einiges choschte, profitiäred doch vor allem d’Iiwohner- und d’Chilegmeind grad au finanziell tüchtig vom kantonale Finanzusglich und somit vo de Solidarität vo de riiche Gmeinde im Kanton.

Uf diä Art hät s’Vertraue vo diär, liäbi Schwiiz, als Staat i dini Bevölkerig lang ghalte.

  • dank Toleranz,
  • dank Anerkännig vom Leischtigsprinzip,
  • dank Förderig vo Muet und Tatedrang,
  • wiä au dank Verlässlichkeit underenand

häsch du dich sit Mitte vom letschte Jahrhundert au international gseh i quasi allne Bereiche immer ganz vorne chönne positioniäre.

Ich han mich natürli lang gfröget: was will i säge zum 1. Auguscht, a Diär, liäbi Schwiiz, wiä au Üch, liäbi Mit-Iinwohner vo Unterägeri, diä ich üch für usgsproche

  • zuegänglich
  • tolerant
  • ufgschlosse
  • tüchtig
  • verlässlich
  • und mit ere xunde Bodenhaftung usgstattet halte (demit mein ich natürli au diä Reformiärte …)
  • und natürli au für wunderbar fäschtfreudig.

Eigentli sind das ja genau diä Kriteriä, wo eus als Willensnation usmacht und uszeichnet. Und genau diä Kriteriä gilts z’berücksichtigä vo de nöchschtä Generatione, wänn sie scho bald üses Land gestaltet tüend und wiiter vora bringe wänd. Dadebi wärded au sie sich a dere Generation orientiäre, wo jetzt d’Leischtigsträger und Verantwortliche stelle tuet. Grad miär Behördemitglieder müend üs drum permanänt bewusst si, was für e Vorbildfunktion miär bi de Umsetzig vo üsne Ufgabe sötted darstelle. Drum isch es au wichtig, dass sich d’Behörde immer wider sälber tüend fröge, wiä guet das im Momänt glingt, und zwar us Sicht vo de Allgemeinheit, und nöd us Sicht vonere Parteizueghörigkeit oder Wählerschafts-Klientel. Und miär Behörde, wiä au diä erwachsni Bevölkerig und au d’Parteie müend es sich zur permanänte Ufgab mache, diä Junge, a diä saäb Verantwortig rächtziitig häre zfüehre. Ich dänke, diä beschti Platform dadefür sind d’Vereine.

  • Denn Vereine hälfid mit, die öffentliche Ufgabe vo de Gmeinde z’erfülle.
  • Im Verein herrsched demokratischi Strukture.
  • s’Leischtigsprinzip hät döt Vorrang und wird anerkännt.
  • es gälted d’Prinzipiä vo Dialog und Transparänz.
  • Imene Verein will mer es gmeinsams Ziel gemeinsam erreiche.
  • Solidarität statt Profitabilität stönd im Vordergrund.
  • Und mer muen finanzielli Mittel wiä au s’Engagement vo de Mitglieder zielgerichtet iisetzä.

D’Belohnig bi de Zielerreichung isch dänn jedesmal e höchi Gnuegtueig und somit e wichtigi Förderig vom Zämehalt und de gägesiitige Verantwortig. Ich chan mit guätem Gwüsse säge, dass alli vier Gmeinde vo Unterägeri de Wärt vomene riichhaltige und umfassende Vereinsläbe fördered und unterstützed. A dere Stell also min Ufruef an alli junge Iiwohner: gönd in e Verein! Und min Ufruef an ali Erwachsene, unterstützed mer diä Junge dadebi, indem mer si imene Verein mache lönd, und indem mer dene ihri Aläss bsueched und so ihne i ihrne Zielerreichig tüänd hälfe. Vergässed mer nöd, dass d’Vereine visualisiered und verkörpered, dass miär Bürger und Iiwohner primär Pflichte händ; erscht drususe entstönd üsi Rächt, uf diä mer sich ja amigs so schnäll und gärn beruefe tued. Ja: Vereine tüänd veraschauliche, dass s’Wahrnä vo Sozialverantwortig und Solidarität nöd elei mit em Zahle vo de Schtür-Rächnig ta isch. Vereine sind schlichtwäg diä Basis vomene gsunde Miliz-System.

Nun, miär müend üs natürli iigestah, dass es – allgemein gseh – diä Junge hützutags glaub nöd eifacher händ im Vergliich zu üs und zu üsne eigne Chinder- und Jugendjahre. Altersmässig vill früehner als damals wärded sie em Leischtigsdruck usgsetzt, und es wird ihne halt vielfach vorgläbt, dass de eignä persönlichä Ziilerreichig vorbehaltlos alles anderi under z’ordne isch. Wänn mer bedänkt,

  • dass übermotiviärti Elterä en Fuessball-Trainer zämefahred, wänn er ihres Chind während emene Match uswächslet,
  • dass Ordnigs-Chräft umgehend und anonym herbi-telefoniärt wärded, wänn es paar Jungi verusse chli luut Musig losed,
  • dass zum Teil jungi Mitglieder vomene Dorfverein wäg emene Spruch uf ihrem Fasnachtswage, wo zwar nach hüttige Massstäb politisch villicht nöd ganz korrekt, aber niämals abschätzig gmeint isch, es Verfahre müend befürchte,

dänn müend miär üs scho fröge, was für es Bild Erwachsni vonere tolerante Gsellschaft und ihrem Zämeläbe vermittled. Es Bild vonere Gsellschaft, für diä sich iizsetze miär diä Junge ja wänd härefüehre. Wahrlich, es isch glaub früähner scho eifacher gsi, als Chind dörfe Chind bzw. als Jugendliche dörfe Jugendliche z’sii. Kei Angscht: ich will mich weder als hoffnigslose Nostalgiker profiliäre, no würd ich jemals behaupte, früähner seigi alles besser gsi.

Aber ich will au betone, dass scho damals – nöd zletscht dank ere gsunde Sozial-Kontrolle und ere unverchrampfte und tolerante Iischtellig zum Zämeläbe im Dorf – es fascht für alli eifach au gschtumme hät. Mer isch imene guete Umfäld gross worde mit nöd weniger Freiheite als hüt. Ich dänke, diä meischte vo mine Jahrgänger und in etwa Gliichaltrige, wo z’Unterägeri gross worde sind, chönd das bestätige. Ich zumindescht luäge uf e sehr freiheitlichi Chindheit zrugg, e Ziit

  • wo im Ladä vom Herr Mänziger problemlos han für de Grossdädi en Halbe Rote chönne go poschte,
  • wo ich an Beärdigunge bin go minischtriäre und so legal d’Schuel gschwänzt han, also ohni grossi schuelbehördlichi Iiwilligunge,
  • wo mer mit de Schuelklass spontan und ohni schriftlichi Iiverständniserklärig vo de Elterä is Lido gange isch, au wänn mer nach em Bade amigs vo dene vile Wäschpi am Herr Späck sim Kiosk verstoche worde isch,
  • wo ich als Milchbuäb mit em Furrer Bärti im Dorf bin go Früschmilch verteile und während de Fahrte han dörfe cool us de offne Schiäbtüre lähne,
  • wo bi vill Schnee üs d’Muetter mit em Holzschlitte in Acher gschickt statt üs mit ihrem eigne Schlitte häre gfahre hät.

Aber kei Angscht: es isch mir natürli au klar, dass d’Entwicklig vonere Gsellschaft immer wiiters gaht und es somit zu gsellschaftliche Veränderige chunnt. I dem Zämehang chömmer dich, liäbi Schwiiz, sehr wohl lobe, dass – au wänn gwüssi Änderigsprozäss im Vergliich zu andere Länder sich amigs biz meh Ziit gno händ – es bis jetzt am Schluss doch immer ä guet verträglichi Lösig für fascht alli Interässe-Gruppene gäh het. Nichtsdestotrotz: Hützutags find ich, dass mer vill meh müend Sorg hebä, dass üsi Grundwärt vom Gmeinwäse und d’Art und Wiis vo üsem Zämeläbe wiiterhin no lang Bestand händ. Lömmer eus nöd z’fescht vo dem Wäg abbringe durch de derziitigi Reguliärigswahn und durch Stimme, wo meh vo Missgunscht, Niid und Besserwüsserei als vo de Sorg ums Gmeinwohl prägt sind.

Es paar vo Ihne fröged sich villicht, öb en Verträter vo de Chilegmeind überhaupt als Fäschtredner legitimiärt isch. Und das erscht no am 1. Auguscht, em quasi einzige vo alle arbetsfreiä Fiirtige im Jahr, wo nöd en religiöse christliche Hindergrund hät. Nun, zumindescht historisch gseh würdi scho meine, und das nüd nur wägem Chrüz uf üsere Landesfahne und uf üsem Gmeindswappe. Dänn wänn damals – vor über 300 Jahr – d’Lüt vo Wyle nöd ein eigni Pfarrei gründed hätted, müessted miär wohl no hüt in Oberägeri go de 1. Auguscht fiire (nun: i dem Jahr wäri das nöd so schlimm, diä heiged hür no en guete Fäschtredner döt obe). Übrigens isch es – wä es paar vo Ihne sicher wüssed – mit dere Gründig vo de Pfarrei Unterägeri so wiit cho, will diä kandidiärende Prieschter us Unterägeri bi de Pfarrwahle immer gäge eine us Oberägeri underläge sind. Dänn häts ne denn einisch de Nuggi usetätscht, und sie händ sich 1714 vo de Talpfarrei abgspalte. I säbere Ziit wiä au no mängs Jahrzähnt spöter händ ja amigs über es Duzend Prieschter im Ägerital gwohnt – es wahrlichs Luxusproblem hützutags!

Das erklärt au, werum d’Chilegmeind näbscht em Pfarrhus au über wiiteri Gebäude verfüege dörf: Guet betuächti Ägeri-Bürger händ damals Stiftige errichtet, demit diä armegnössige Priäschter wenigschtens es Dach überem Chopf gha händ. Das nänn ich no Fürsorg! Es spricht für Dich, liäbi Schwiiz, dass Du 1848 im Prozäss vo de Säkularisiärig, also vo de Trännig vo Chile und Staat, es nöd zuelah häsch, dass kirchlichi Inschtitutione komplett uf d’Siite gschobe wärded, sondern ihne uf Verfassigs-Stufe de richtig Platz zuegsproche häsch. Das hät sich enorm bewährt, dänn sither isch de Religionsfride praktisch e Tatsach. Dadebi hät für d’Gründerväter vom Bundesstaat sicher au ihri Erinnerige an üse Nationalheiligä e Rolle gspillt. Är, wo als Hauptmann wiä Eremit diä Verantwortliche erfolgrich druf higwise hät, basiärend uf de chrischtliche Grundwärt sich z’mässige und so Konflikt z’vermiide.

Sälbschtredend isch dene Gründerväter natürli au allgemein s’chrischtlich-prägte abendländische Kulturguät bewusst gsi, was sich nöd zletscht mit de no hüt gältende Präambel zur Bundesverfassig usdrückt. Diä gliich Präambel («im Namen Gottes des Allmächtigen») staht ja au am Afang vom Bundesbriäf. Nun: für diä hütigi Ziit gschproche dörf ich glaub säge, dass üsi Chilegmeind in Unterägeri mit dene Diänschtleischtige, wo vo ihre und vo de Pfarrei erwartet und erbracht wärded, aber au mit de Trends durchus chan mithalte. Ich dänke da

  • a üsi beliäbte Familiä-Gottesdiänscht,
  • an grosse Zuelauf bi üsne Ministrante,
  • a diä immer no erfreulichi Anzahl vo Jugendliche, wo sich lönd la firme (au villicht deshalb, wills dänn uf e cooli Reis nach Rom dörfed gah),
  • a d’Betagte-Betreuig durch üsi Seelsorger und Pfarreimitglieder,
  • a üsi traditionelle Prozessione durchs Dorf,
  • a üsi Pfläg vo de avertraute Kulturgüeter, insbesondere de bede au ortsbild-prägende Chilene, usw.

Miär gsehnd üs als ufgschlossni Chilegmeind, betrachtet mer unter anderem, dass miär en Gmeindleiter-IN gwählt händ, oder dass miär als Gmeind es Umwältzertifikat astrebed. (Chunnt mer grad no in Sinn, dass mer dänn das no müend de Greta säge, au wänn sie wahrschiinli nöd katholisch isch …)

Als Chilegmeindspresiänt weiss ich, dass üses au chirchlich prägte Dorfläbe vo de übrige Gmeinde – Iiwohner-, Bürger- und Korporationsgmeind – durchus gschätzt wird, und a dere Stell dank ich mine Amtskollege ganz ufrichtig für d’Zämearbet. Miär vom Chilerat fühled üs vo üch Ratsmitglieder sehr wohl ärnscht gno und alles anderi als en Juniorpartner behandlet, au wänn nume öppe d’Helfti wo dä Iiwohner de katholische Chilegmeind aghöred, und obwohl zahlemässig üsi Rächnig und Bilanz öppe en 20.-tel vo dere vo de Iiwohnergmeind usmacht.

Es schöns Bischpiel für üses guäte Ivernäh under de Gmeinde isch d’Chileglogge Nr. 2 vo de Maria-Chile: ihri Aaschaffig vo 1978 hät 15’000 Franke koschtet, was damals vo de Korporationsgemeind überno worde isch, verbunde mit em Wunsch, sie am Namenstag vom Bruder Klaus ertöne zlah. Dem isch sithär so, und au i dem Jahr tuet üse Sigrischt am 25. Septämber am Abig am Achti d’Bruederchlause-Glogge la lüüte. Und es derziitigs wichtigs Bischpiel isch s’Bekänntis vo de Iiwohner- bzw. de Schuelgmeind, dass au im Umsetze vom Lehrplan 21 hiä z’Unterägeri de Religionsunterricht wiiterhin muen Platz ha.

Allne katholische Iiwohner, wo nöd us de Chile usträtet einzig wäge es paar gsparte Stürfranke dank ich äbefalls ganz härzlich. Sie händ begriffe, dass diä mängisch gar komische Strukture und Vorgabe vom Vatikan, aber au diä zu verurteilende Vorfäll verursacht vo Priäschter und Ordenslüt nix, aber au grad gar nix mit üsere hütige Chilegmeind und ihrne Ufgabe z’tue händ. Nei: vill meh händ sie erkännt, dass d’Chilegmeind en wichtige Biitrag

  • zunere heimatfördernde Kultur
  • zumene traditionsbewusste wiä au modärne Dorfläbe
  • und zumene chrischtlich prägte Zämeläbe leischte tuät.

Und sie wüssed au, dass de würkli ganz grossi Teil vom Stürgäld in Ägeri bliibt und usgäh wird. Das impliziärt näbscht de Löhn und Ufwändige für eusi pastorali Seelsorg au d’Deckig vo de Chöschte für de Gebäude- und Kulturgüeter-Unterhalt, und natürli au d’Ufwändige für wichtigi Ufgabe und Aläss, wiä zum Biispil fürs alljährliche hochheilige Chilerats-Reisli. Und ich gib ja zue: en ganz chliine Teil vo dem Stürgäld tüend au miär richtiggehend verpulvere, doch das mit guätem Grund: dänn näbscht Walchwil sind miär no diä einzigi Chilegmeind im Kanton, wo jewils an Fronliichnahm und am Theodors-Fäscht en schöni alti Tradition ufrächt erhaltet, nämli mit de Böllerschüss vo eusne Herrgotts-Kanoniäre.

Also: D’Chile ghört au z’Unterägeri is Dorf, und dadevo profitiäred alli und somit au Du, liäbi Schwiiz, als Nation und staatliches Gebilde. Und: fördered mer wiiterhin gemeinsam es Umfäld vo Eigeverantwortig und Toleranz, au demit es diä jungi Generation spöter emal guet mit eus Alte meint.

Nomal, liäbi Schwiiz – härzlichi Gratulation, und danke, dass miär dörfed hiä wohne und si. Ihne, liäbe Dame und Herre, danke ich für Ihri Ufmerksamkeit. Für Ihri Kritik a mine Usfüährige zum 1. Auguscht bin ich natürlich empfänglich, aber bitte nöd vor morn Morgä. Als Gägeleischtig lueged defür miär vom Chilerat, dass Sie sowohl morn, wiä no langi Ziit, pünktlich am eis ab füüfi mit em Bätti-Glüt gedige us em Bett bimmled wärded.

Schöne 1. Auguscht!, und Ihne allne no en gmögige Abig