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12.04.2020, 01.00

Sie alle kennen sicher den Aufkleber «Achtung zerbrechlich» von Paketen, mit denen man besonders sorgfältig umgehen muss, damit wertvolles Glas, Porzellan usw. nicht in Einzelteilen beim Empfänger ankommt.

«Achtung zerbrechlich», das gilt auch für das neue Leben, das wir an Ostern feiern.

Denn das, was die Frauen damals in der Frühe des neuen Morgens erfahren, ist alles andere als stark und mächtig. Es ist vielmehr zart und zerbrechlich.

An jenem Ostermorgen sind die Frauen sicher nicht kraftvoll und mit festem Schritt unterwegs, sondern viel eher tastend, verunsichert und suchend. Ihr Weg ist kaum erkennbar, die Dunkelheit noch zu gross, nicht nur weil es vor Sonnenaufgang war. Das äussere Bild deckt sich mit ihrem inneren Empfinden.

Vielleicht war es eine ähnliche Stimmung, die wir in diesen Tagen erleben, verunsichert durch das Corona Virus, suchend nach Lösungen, Normalität, Alltag…

Die Frauen damals standen nach dem gewaltsamen Tod von Jesus vor den Scherben ihrer Hoffnungen. Sie sahen auch für sich selbst kaum einen Weg, denn ihre Träume wurden mit Jesu Tod begraben.

Und doch machen sie sich auf, Schritt für Schritt. Vielleicht war es mehr ein Funktionieren eine Art Reflex, auf diese Weise doch noch etwas für diesen geliebten Menschen tun zu können. Es war ein schwerer Weg und doch war es einer, den unzählige Menschen gehen müssen.

Am Ziel ihres Weges angekommen, werden sie nochmals erschüttert und verunsichert: Das verschlossene Felsengrab ist offen und leer. Wir können wohl gut nachvollziehen, dass die Frauen dies weder verstehen noch einordnen können. Trotzdem beginnt in diesem Moment das, was sie später als Auferstehungserfahrung beschreiben.

So wie es uns erzählt wird, ist dieses neue Leben nicht etwas, was sich mit Pauken und Trompeten ankündigt, sondern es beginnt ruhig und still, wie eine Blüte, eine Osterglocke, sich langsam öffnet.

Zerbrechlich sind die Gedanken und erst mit der Zeit beginnen die Frauen zu begreifen, was dort geschehen ist: Es braucht eben Zeit, bis aus der Erschütterung und dem Entsetzten, Freude wird. Es braucht einen Weg, bis wir die Trauer hinter uns lassen können, bis der neue Morgen seine Kraft entfaltet.

Anstatt nach einer Enttäuschung alles hinzuwerfen und wegzulaufen, ist Ostern die Ermutigung trotz aller schwierigen Momente, einen neuen Schritt zu wagen, und wenn er auch zaghaft und unsicher ist.

Ostern ist die Ermutigung das Neue zu entdecken, auch wenn es noch nicht so klar zu erkennen ist.

Ostern ist die Ermutigung zu erfahren, der Weg geht weiter; der Weg, der zum Leben führt.

Ostern ist die Ermutigung zu glauben, zu trauen und zu lernen unsere Augen und Herzen für die Wunder in unserem Alltag zu öffnen.

Denn mitten in unserem Alltag, hier und heute, wächst neues Leben: Enkel, die ihren Grosseltern telefonieren, einen Brief schreiben; Nachbarn, die füreinander einkaufen gehen, Frauen und Männer, die in Spitälern, Einkaufsläden, Politik…. für uns da sind; Jugendliche, die auf Treffen mit Kolleginnen und Sportsfreunden verzichten, um die Risikogruppen nicht zu gefährden …

Mitten in unserem Alltag wird Ostern, geschieht Auferstehung, ruhig und still, zart und zerbrechlich.

Ich wünsche Ihnen, viel Kraft, Gesundheit und ein gesegnetes Osterfest!