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16.05.2020, 10.00

Im Marienmonat Mai wird an vielen Orten regelmässig der Rosenkranz gebetet. Zehn Mal das «Gegrüsst seist du, Maria» mit dem Einschub – dem «Gsätzli» – und das «Vater unser» bei den grösseren Perlen. Dieses Mariengebet ist ein «Zusammenschnitt» der Begrüssungen bei den Begegnungen Marias mit dem Engel und Elisabeth, ergänzt mit der Bitte um die Fürbitte Mariens für uns.

Gegrüsst seist du, Maria, voll der Gnade,

der Herr ist mit dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen,

und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. (Einschub des «Gsätzlis»)

Heilige Maria, Mutter Gottes,

bitte für uns Sünder

jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Amen

Meinen ersten Rosenkranz bekam ich von meiner Grossmutter zur Erstkommunion geschenkt. Er war natürlich schön weiss, sodass er zum Kleid und dem weissen Einband des Kirchengesangbuchs passte. Zu diesem Geschenk gehörte auch eine Wallfahrt mit den Grosseltern nach Einsiedeln, wo ich meine erste theologische Diskussion führte. Ziemlich empört wollte ich von meiner Grossmutter wissen, weshalb wir im Gottesdienst im Marienlied «oh hilf uns streiten zu allen Zeiten» gesungen hatten – Streiten sei doch nicht gut. An ihre Antwort erinnere ich mich nicht. Das Rosenkranzgebet habe ich erst viel später schätzen gelernt. Und tatsächlich hat mir das Gebet auch schon geholfen, nicht zu streiten, sehr wohl aber durch- und standzuhalten.

Abstand bekommen, Luft holen, den Kopf lüften, darüber schlafen; Das sind Strategien, um bei einem Konflikt «den Rank zu finden». Den Rosenkranz zu beten ist für mich eine weitere Möglichkeit. Im meditativen Beten des «Gegrüsst seist du, Maria» kann ich mich wie in einer Hängematte wiegen lassen. Mit dem «Gsätzli» – dem eigentlich wichtigeren Teil des Rosenkranzgebetes – werden uns Szenen aus dem Leben von Jesu in Erinnerung gerufen. Wenn ich für mich alleine bete, erlaube ich mir, damit kreativ umzugehen. So bete ich auch gern einmal: «… und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, der mit den Pharisäern gestritten hat.» Dabei schwingt dann die Frage mit: «Jesus, wie soll ich entscheiden, was soll ich sagen?» Und einmal landete einer meiner Rosenkränze – ich habe inzwischen eine Sammlung von ganz kleinen bis ganz grossen – im Auto. Im Stau dachte ich mir dann:  «Na gut, dann bete ich den Rosenkranz … Jesus, der Geduld mit seinen Jüngern brauchte.» Ich habe diesen Stau mit erstaunlicher innerer Ruhe überstanden.

Schade, dass wir dieses Jahr nicht gemeinsam nach Einsiedeln pilgern können. Aber eventuell nehmen Sie einmal den Rosenkranz in die Hand und beten ihn. Ich wünsche Ihnen viele gute Ideen, um ihn in Ihr ureigenes Gebet zu verwandeln.